09 Jul 2012, Von Stephan Schwab
Die Stoos-Bewegung macht sich auf traditionelles Management aus dem Industriezeitalter zu verändern oder durch etwas Besseres zu ersetzen.
Was im Januar 2012 als ein Treffen einer Gruppe von 21 Führungskräften, Managern,
Wissenschaftlern, Business-Strategen, Lean/Agile-Praktikern aus vier Kontinenten begann, ist zu einer Konferenz mit
130 Teilnehmern gewachsen.
In meiner Session Intrinsic motivation based on 4 Drive Theory führte eine sehr engagierte Gruppe ein Gespräch über die menschliche Natur und warum wir sind wie wir sind. Gemäß der Theorie besitzen wir ein Grundbedürfnis zum Erwerb, für Bindungen, zum Lernen und zur Verteidigung. Wechselwirkungen zwischen diesen Grundbedürfnissen definieren unser Verhalten. Sobald eine Person nicht in der Lage ist alle Bedürfnisse im Gleichgewicht zu halten wird die Person unglücklich und zeigt negatives Verhalten. Von daher sollten Organisationen eine Umgebung schaffen, die es ihren Mitgliedern ermöglicht diese Grundbedürfnisse zu erfüllen.
Stefan Haas leitete den Workshop Management and corporate culture hacking um Rissen in Organisationen zu finden, die es dann ermöglichen Veränderungen über hacks einzuführen. Die Teilnehmer entwickelten Ideen für Veränderungen im bestehenden Management und nahmen diese mit, um sie in ihren jeweiligen Unternehmen auszuprobieren. Im Workshop Sociocracy: new governance structure for organizations erfuhr ich, daß Soziokratie von der Regierung der Niederlande als alternative Organisationsstruktur anerkannt ist und es Unternehmen erlaubt auf die Einrichtung eines Betriebsrates, der sonst gesetzlich vorgeschrieben ist, zu verzichten.
Häufig wird das organisatorische Umfeld von Werkzeugen geformt. In meinem Vortrag Organizational culture and the influence by tools on it führte ich die Teilnehmer in Tätigkeitstheorie ein und gemeinsam erkundeten wir den Einfluß von Werkzeugen zur Zeitmessung auf organisatorisches und persönliches Verhalten. Je nach Umsetzung und Nutzungsart des Werkzeuges ist das Ergebnis mehr Freiheit für die Mitarbeiter oder sie werden gezwungen übergeordnete Ziele zu vernachlässigen, weil sie sich wie Roboter auf das Erledigen kleiner Aufgaben konzentrieren müssen.
Niels Pfläging erklärte Management zum Untoten. Ihm zufolge starb Management um 1970. Jedoch wird es nach wievor am Leben erhalten. In einer mit viel Leidenschaft gefüllten Sitzung lernten wir, daß traditionelles Management die geniale Idee von Frederick Tayler für das Industriezeitalter war. Er trennte Denken von Ausführen und schuf so Organisationsstrukturen in Form einer Pyramide. Das Denken geschieht an der Spitze und weiter unten wird, mit immer mehr Spezialisierung, ausgeführt. Niels schlägt eine Struktur in Form eines Pfirischs mit einem Zentrum und der Peripherie vor. Anstatt das alle Entscheidungen im Zentrum getroffen werden liegen diese bei kleinen Gruppen in der Peripherie, welchen den engsten Kontakt mit dem Markt und den Kunden haben.
Die Teilnehmer der Stoos Stampede haben damit begonnen Satelliten-Veranstaltungen in ihren jeweiligen Regionen zu organisieren. Es wurde auch angeregt Vorträge bei Management-Konferenzen einzureichen, weil man denkt, daß "normale" Manager wohl kaum eine Agile-Konferenz besuchen werden. Für viele Teilnehmer war die Stoos Stampede Bestätigung dafür, daß sie nicht allein sind und der Gedanke, daß tayloristisches Management die moderne Arbeit mehr behindert als ermöglicht, nicht völlig verrückt ist. Es ist eine Bewegung entstanden, die angetreten ist Organisationen auf globaler Ebene zu verändern. Viele Teilnehmer glauben, daß die wiederkehrenden Wirtschaftskrisen der letzten Jahre auf diese Weise überwunden werden können.