Warum Teams besser als Arbeitsgruppen sind

Aus bei Bedarf zusammengestellten Arbeitsgruppen werden dauerhafte Teams

12.09.2012, Von Stephan Schwab

Eine Arbeitsgruppe besteht aus Mitarbeitern, welche für eine begrenzte Zeit an einer bestimmten Aufgabe arbeiten. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe arbeiten nicht zwingend täglich zusammen, sitzen nicht unbedingt im gleichen Raum oder haben auch ansonsten kaum Gemeinsamkeiten.

Ein Team ist eine Gruppe von Mitarbeitern, die räumlich nah beieinander sitzen, die bereits seit längerer Zeit gemeinsam an Aufgaben arbeiten und es gibt eine Teamidentität. In der Regel werden Aufgaben dem Team zugeteilt oder das Team stellt sich selbst eine neue Aufgabe.

Von außen betrachtet besteht der Hauptunterschied zwischen Team und Arbeitsgruppe darin, daß Teams langfristig eine Einheit bilden und Aufgaben zum Team gebracht werden.

Innerhalb des Teams ist ein wesentlicher Unterschied zur Arbeitsgruppe, daß die Teammitglieder durch Erfahrung miteinander genau wissen wer was kann und wie derjenige reagiert. Es wird sich gegenseitig jederzeit und ohne viel Reden unter die Arme gegriffen.

Teams im Sport trainieren gemeinsam, üben Spielsituationen und bereiten sich auf Wertungsspiele vor. Spieler werden in ein Team aufgenommen, wenn diese zu den anderen Spielern passen und durch den neuen Spieler Verbesserungen für das Potential des gesamten Teams möglich sind. In der Musik heißen Teams Orchester oder Band und auch dort basiert die Leistung auf dem gut eingespielten Zusammenwirken aller.

Warum Arbeitsgruppen schlecht sind

Arbeitsgruppen werden in der Regel zur Durchführung eines Projekts aus Mitgliedern von verschiedenen Fachabteilungen zusammengestellt. Im Beispiel unten geht es darum eine Verkaufsplattform für das Internet zu entwickeln.

Da gibt es dann z.B. Renate, die das Produktmanagement übernimmt und aus der Marketingabteilung kommt. Peter kümmert sich um Datenbankfragen und gehört eigentlich zur Abteilung IT Operations und dann sind da, stellvertretend für weitere Personen, Andreas und Silke, welche programmieren und testen.

Probleme in einer Arbeitsgruppe (zum Vergrößern klicken)

Es ist sehr wahrscheinlich, daß Renate und Peter neben der Arbeit am Projekt und ihrer Mitgliedschaft in der Arbeitsgruppe auch noch andere Aufgaben in ihrer jeweiligen Abteilung zu erfüllen haben. Dazu kommt, daß beide Regeln, Anweisungen und vermutlich auch best practices, die für ihre jeweilige Abteilung gelten, zu beachten haben. Das führt dann dazu, daß z.B. Peter häufig nachfragen muß, ob man diese oder jene Änderung an Datenbanken oder anderen System überhaupt durchführen kann oder darf. Auch wenn er zur Arbeitsgruppe dazugehört und ja dem Projekt Internet-Verkaufsplattform zugeordnet ist, kann er dennoch nicht einfach tun was da jetzt gerade förderlich wäre. Er muß abwägen und Rücksprache mit "seinen" Leuten halten.

Auch für Renate ist das nicht viel anders. Vermutlich muß sie sogar sehr, sehr häufig bei Fragen der Funktionalität der Verkaufsplattform mit ihren Kollegen in der Abteilung Meetings zur Abstimmung einberufen. Denn schließlich gibt es dort Leute, die die Marketingstrategie für das Unternehmen entwerfen und die wollen und sollen ja gehört werden.

Diese doppelte Zugehörigkeit stürzt Renate und Peter in einen Loyalitätskonflikt und bremst das Projekt aus.

Funktionierendes Team statt Projekte

Im Falle des Projektes im Beispiel könnte es sinnvoll sein für das Thema ein Team zu schaffen und damit dann auch die Doppelbelastung für Renate und Peter aufzulösen.

Dazu vergessen wir das Konzept eines Projektes und erschaffen generell das Team "Verkaufen über das Internet". Alles was mit diesem Thema zu tun hat wird zukünftig von diesem Team erledigt. Dieses Team ist keine neue Abteilung, sondern eine Gruppe von Personen, die für ein funktionales Thema zuständig sind.

Renate und Peter werden dann aus ihrer Abteilung weitgehend herausgelöst und zum Team zugehörig gemacht. Damit beide dort auch möglichst effektiv (zielgerichtet) wirken können, bekommen sie jeweils weitgehende Befugnisse delegiert und erhalten von ihrer Abteilung Unterstützung.

Anfang der Bildung eines Teams durch kleine Veränderungen (zum Vergrößern klicken)

Der wesentliche Unterschied zu vorher ist, daß sie Entscheidungen treffen können ohne mit ihrer Abteilung Rücksprache zu treffen. Statt die Entscheidungsfindung in ihre Abteilungen zu verlagern, treffen Renate und Peter viele kleine Entscheidungen allein und berichten regelmäßig an ihre Abteilungen, um durch die Transparenz der Vorgänge ihren Kollegen eine Gelegenheit zur kurzfristigen Reaktion zu geben.

Zielvorgabe statt Führung und Leitung

Doch wie führt man nun so ein Team?

Gar nicht. Statt Führung im Detail durch eine Führungskraft benötigt ein Team eine klare Zielvorgabe. Alles andere finden die Fachleute, aus denen das Team ja besteht, selbst heraus.

Im Falle der Verkaufsplattform Internet könnte die Zielvorgabe sein Unseren Kunden einen einfachen und bequemen Weg zur Interaktion mit unserem Unternehmen über das Internet zu ermöglichen. Das fängt dann vielleicht mit dem Annehmen von Bestellungen an und geht dann irgendwie weiter. Was man da alles machen kann, hängt weitgehend von der Kreativität der Teammitglieder ab und dafür benötigen diese Unterstützung vom Rest des Unternehmens. Unterstützung, aber halt keine Führung.


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