Wissensaneignung nach Dreyfus

Entwicklung eines Teams vom Anfänger zum Experten

Basierend auf Forschung an der Universität Kalifornien in Berkeley und bei der Luftwaffe der USA stellten die Brüder Stuart und Hubert Dreyfus 1980 ein psychologisches Modell der Wissensaneignung vor. Es beschreibt wie ein Lernender sich Wissen aneignet und dabei verschiedene Entwicklungsstufen durchläuft.

Modell zur Wissensaneignung nach Dreyfus

Nachfolgend wird erklärt welches Verhalten und Fähigkeiten der Lernende auf den einzelnen Stufen zeigt.

Anfänger
Der Lernende hält sich strikt an gelehrte Regeln und Verfahrensweisen. Er ist nicht in der Lage eigene Einschätzungen vorzunehmen.
Fortgeschrittener
Es existiert begrenztes Verständnis der Arbeitssituation und des Zwecks einzelner Tätigkeiten. Arbeitsschritte werden getrennt wahrgenommen und der Lernende widmet ihnen gleichmäßig seine Aufmerksamkeit.
Fachkraft
Aufgaben und Tätigkeiten werden im Zusammenhang mit Zielen wahrgenommen. Es findet bewußte Aufgabenplanung statt und es stellt sich Routine ein. Die Person ist in der Lage mehrere Tätigkeiten miteinander in Einklang zu bringen und kann Ansammlungen von Information verarbeiten.
Erfahrene Fachkraft
Es existiert ein gesamtheitliches Situationsbild. Einzelne Teile einer Tätigkeit können nach Bedeutung priorisiert werden. Die Person erkennt Abweichungen von der normalen Vorgehensweise. Es werden Leitbilder herangezogen und an die jeweilige Situation angepaßt ohne die grundlegende Bedeutung zu verwässern.
Experte
Der Experte verläßt sich nicht mehr allein auf bestehende Regeln und Leitbilder. Tiefgreifendes Verständnis des jeweiligen Themas erlaubt ihm in Situationen intuitiv zu handeln. Er erkennt was möglich ist und benutzt einen analytischen Ansatz wenn es um neue Situationen oder Probleme geht.

Übertragung des Modells von Einzelperson auf ein ganzes Team

Was die Gebrüder Dreyfus 1980 als Modell für eine einzelne Person entwickelt haben, übertrugen Lisa Crispin und Matt Barcomb im Juli 2012 im Rahmen eines interaktiven Vortrages auf der Konferenz SF Agile auf ein ganzes Team. Lisa, Co-Autorin des Buches Agile Testing bringt acht Jahre praktische Erfahrung als Mitglied eines agilen Teams mit. Matt ist seit langer Zeit als Agile Coach aktiv.

Entsprechend Lisas Ausführungen beginnt ein Team auf dem Niveau des Anfängers. Die einzelnen Mitglieder sind noch nicht aufeinander eingespielt. Durch einen Trainer oder Coach lernt das Team neue Regeln und Verfahrensweisen, ist aber nicht in der Lage eigene Einschätzungen vorzunehmen. Über die Jahre entwickelt sich das Team über die verschiedenen Stufen bis hin zum Experten. Das ist dann ein Team, welches in der Lage ist in beliebigen Situationen intuitiv zu handeln und kurzfristig neue Vorgehensweise zu entwickeln.

Selbstverständlich kann diese Entwicklung nur stattfinden, wenn das Team über Jahre hinweg aus weitgehend denselben Mitgliedern besteht. Jede Veränderung in der Teamzusammensetzung kann die Entwicklung hin zum Experten-Status gefährden und intimes Wissen geht verloren.

Fit für die Zukunft

Arbeitsgruppen aus Spezialisten bringen un­ter­durch­schnitt­liche Leistung, weil die darin ver­sam­mel­ten Spezialisten nicht wirklich zielgerichtet zu­sammenarbeiten können. Die Grundlage für Erfolg ist immer technisches Können. Die Grundlage für dauerhaften Erfolg ist organisatorisches Können.

Gern unterstütze ich Sie bei der Entwicklung organisatorischer und technischer Fähigkeiten. Beispiele für dazu hilfreiche Maßnahmen sind:

Lernendes Team
Die Fähigkeit schnell zu lernen erlaubt Unter­nehmen jeder Art sich auf schnelle Ver­än­derungen im Markt gut anzupassen und dadurch fortwährend die Erwartungen von Kunden und Mitarbeitern zu erfüllen. Be­geis­ter­te Kunden beweisen den Erfolg!
Lean Startup
Beobachtung, Schluß­fol­ge­rung und Anpassung sind Schlüsseltechnologien. Lernen Sie durch kontrollierte Experimente, sorgsames Messen und Schlußfolgern Erkenntnisse für die weitere Unternehmensentwicklung zu gewinnen.
Agile Vorgehensweisen
Das Ziel agiler Vorgehensweisen war nie­mals das Ziel mehr Software schneller zu entwickeln (Effizienzsteigerung). Statt­des­sen geht es darum zielgerichteter die Ar­beit im Unternehmen zu organisieren - ganz egal, ob es dabei um Software­ent­wick­lung oder andere Tätigkeiten geht.
Defekte durch ATDD vermeiden
Auftraggeber und Entwick­lungsteam de­fi­nie­ren gemeinsam in Form einer aus­führ­baren Spezifikation was die zu entwickelnde Soft­ware tun soll.
Activity-Centered Design
Produkte mit gutem Design sind aus einem tiefen und umfassenden Ver­ständ­nis der Tätigkeiten des Anwenders her­vor­ge­gan­gen. Das macht sie fit für einen an­spruchs­vol­len Markt und besser als der Mitbewerb. In einigen Fällen kann dieser Unterschied zu gewöhnlichen Produkten einen ganzen In­du­strie­zweig auf den Kopf stellen.