07.11.2025, Von Stephan Schwab
Management-Frameworks kommen mit Canvas, Zeremonien und Dashboards – Werkzeuge, die Organisationen helfen ihre Engpässe, Überlast und Nacharbeit zu sehen. Diese Sichtbarkeit ist wertvoll, sogar notwendig, denn die meisten Organisationen sind blind bis jemand ihnen das Sehen ermöglicht. Wir schulden Beratern echten Dank dafür, dass sie Sprache und Struktur ins Chaos bringen. Doch Sichtbarkeit ist nicht gleich Reparatur. Während Frameworks Symptome diagnostizieren – Probleme als „Scope Creep" oder „fehlender Fokus" labeln – kann nur Software-Entwicklung Probleme auf ihre Ursachen zurückführen: fehlende Testautomatisierung, schwache CI/CD-Pipelines oder architektonische Kopplung. Dieser Artikel untersucht die Grenze zwischen Diagnose und Umsetzung und argumentiert, dass Berater die Verschwendung sichtbar machen während Entwickler sie beseitigen – nicht als Gegner, sondern als Spezialisten auf verschiedenen Seiten derselben Wahrheit.
Alle paar Jahre taucht ein neues Management-Framework auf und verspricht Ordnung. Es bringt Canvas, Zeremonien, Rollen und Dashboards. Es hilft Organisationen zu sehen wo es hakt — Engpässe, Überlast, Nacharbeit. Und das ist wertvoll. Denn die meisten Organisationen sind blind bis jemand ihnen das Sehen ermöglicht.
Für dieses Sichtbarmachen schulden wir Beratern und Methoden-Coaches echten Dank. Sie bringen Sprache, Struktur und Reflexion an Orte, die sich zuvor auf Chaos und Charisma stützten. Sie machen Dysfunktion sichtbar.
Aber Sichtbarkeit ist nicht gleich Reparatur.
Frameworks sind Diagnose-Werkzeuge. Sie zeigen was schmerzt, aber sie führen keine Operation durch. Nur Software-Entwicklung kann das.
Wenn ein Sprint immer wieder rutscht, etikettiert ein Framework es vielleicht als „fehlender Fokus“ oder „Scope Creep“. Eine Software-Entwicklerin findet fehlende Testautomatisierung, zyklische Abhängigkeiten oder eine schwache Build-Pipeline.
| Problem | Sicht des Frameworks | Ursache in der Software-Entwicklung |
|---|---|---|
| Häufige Regressionen | „Wir brauchen klarere Rollen“ | Fehlende Testabdeckung |
| Unvorhersehbare Releases | „Koordination verbessern“ | Schwache CI/CD-Pipeline |
| Langsamer Feature-Fluss | „Zu viel WIP“ | Monolith-Kopplung, lange Build-Zeiten |
| Niedrige Moral | „Kulturproblem“ | Tooling-Schmerz, manuelle Mühe, unklare Verantwortungen |
Beide Perspektiven sind wahr — aber nur eine kann das System wirklich reparieren.
Viele Management-Berater wollen ehrlich helfen. Sie kommen aus Strategie, Operations oder Organisationsdesign — Domänen in denen Prozess der Hebel für Leistung ist. Schauen sie auf Software-Teams greifen sie nach demselben Hebel.
Doch Software ist keine Fertigungslinie. Sie ist ein lebendes System das täglich Form ändert. Zu versuchen „Entwickler zu reparieren“ durch neue Zeremonien oder Motivations-Kampagnen ist wie den Query-Plan einer Datenbank durch mehr Meetings tunen zu wollen. Es wirkt aktiv, berührt aber nicht die Ursache.
Trotzdem verdient ihr Bemühen um Verständnis Anerkennung. Sie überbrücken eine Lücke die viele Executives nicht einmal artikulieren können — sie kümmern sich genug um es zu versuchen.
Sobald die Diagnose klar ist, hängt Fortschritt von Prinzipien der Software-Entwicklung ab — nicht von Management-Reform. Das ist der Moment an dem die Einsicht des Beraters auf das Handwerk der Entwickler trifft.
Automatisiere was Menschen nicht wiederholen sollten. Halte Änderungen klein und reversibel. Teste bevor du vertraust. Mach Feedback unmittelbar und sichtbar. Miss Fluss im Code, nicht in Meetings.
Der Berater hilft Abfall zu sehen. Die Software-Entwicklung hilft ihn zu entfernen.
Sie sind keine Gegner — nur Spezialisten auf zwei Seiten derselben Wahrheit.
Berater können beeinflussen wie Teams interagieren; Software-Entwickler müssen besitzen wie Arbeit fließt. Diese Grenze unabsichtlich zu überschreiten erzeugt Reibung — nicht weil Entwickler Veränderung ablehnen, sondern weil sie in einer Welt mit schnellerem und härterem Feedback arbeiten als jede Retrospektive: Build bricht, System stürzt, Nutzer springt ab.
Das anzuerkennen heißt Management nicht abzulehnen. Es heißt die Physik von Software zu respektieren.
Wir sollten Beratern danken die Selbstzufriedenheit herausfordern und Bruchstellen offenlegen. Ihre Frameworks sind nützliche Spiegel. Aber nach dem Spiegel kommt der Schraubenschlüssel. Dann müssen Software-Entwickler führen — nicht um Berater zu ersetzen, sondern um zu vollenden was begonnen wurde.
Gutes Management weiß wann es zurücktritt. Großartiges Management schafft Raum damit die Builder das Sichtbare reparieren.
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