08.08.2012, Von Stephan Schwab
Wenn etwas entwickelt wird ist immer Risiko mit dabei. Schließlich kann niemand wirklich wissen, ob das richtige Produkt dabei entsteht. Das nenne ich Investieren im Kasino. Je größer der Einsatz, desto größer der Gewinn - oder eben auch der Verlust.
Mir scheint, daß mit zunehmender Fähigkeit zu großen Investitionen diese dann auch gemacht werden. Man steckt viel in ein wichtiges Projekt hinein, weil man erwartet, daß durch genügend Einsatz der richtigen Mittel ganz sicher das gewünschte Ergebnis herauskommen wird. Dabei läßt man sich u.a. auch von einer Wettbewerbssituation leiten. Wer mehr investieren kann, hat möglicherweise die Nase vorn.
Doch bringt viel auch wirklich viel?
Da wir die Zukunft nicht vorhersagen können, ist es unmöglich zu wissen ob wir mit unserer Investition einen Gewinn oder Verlust erwirtschaften. Grundsätzlich kann es immer in beide Richtungen ausgehen.
"Wir setzen Riskomanagement ein und verfolgen unsere Projekt genau" werden Sie möglicherweise entgegnen. "Dadurch können wir Fehlentwicklungen vermeiden." So? Wie machen Sie das wenn Sie viele Monate an etwas entwickeln und es niemals vor der Fertigstellung in die Hand der Kunden oder Anwender kommt?
In ihrem Buch Driven - How Human Nature Shapes Our Choices legen Paul Lawrence und Nitin Nohria schlüssig dar, daß viele unserer geschäftlichen Entscheidungen schlicht und ergreifend von der menschlichen Natur vorbestimmt sind. Die beiden sind Professoren an der Harvard Business School und haben sich mit Biologie, Psychologie und Anthropologie (neben anderen Feldern) befaßt.
Ganz offenbar hat unser Hang zum Eingehen großen Risikos zum Erreichen großen Gewinnes etwas mit unserem Bauch und dem Hunger zu tun. Wenn in der Frühzeit ein großes Wildtier auftauchte, dann wurde das gejagt - egal wie gefährlich das war. Schließlich konnte der große Mammut ja die ganze Sippe längere Zeit ernähren. Und da Hunger allgegenwärtig war, machte es Sinn großes Risiko zu akzeptieren.
Außerdem führte das Erlegen großer und gefährlicher Beutetiere natürlich auch zu einem höheren Status für den Jäger, was dann wiederum dem Jäger auch in anderen Angelegenheit, wie z.B. der Fortpflanzung half. Der mutigste und beste Jäger hatte es leichter eine attraktive Partnerin zu finden.
Man kann vor lauter schneller fertig sein wollen oder schneller am Markt sein wollen leicht vergessen, daß gute Dinge Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Das ist organisch und so funktioniert die Natur. Man säht, hegt und pflegt ein paar Monate und fährt dann eine große Ernte ein.
Zwischen dem Dasein als Jäger und Sammler und der modernen Massenproduktion haben Menschen immer ganz viele kleine Investitionen getätigt und regelmäßig kleine, aber stetige, Gewinne eingefahren. Manchmal hat zwar etwas nicht geklappt, aber doch wurde der Verlust durch die Vielzahl positiver Ergebnisse normalerweise immer wieder schnell ausgeglichen.
Egal ob es z.B. um die Entwicklung eines neuen Produktes für den offenen Markt oder ein Vorhaben zur Verbesserung einer IT-Dienstleistung in einem Großunternehmen geht, es macht Sinn jeweils kleine Experimente zu machen, dann zu beobachten und schließlich Schlußfolgerungen für das nächste Experiment zu ziehen. Es gibt überhaupt keinen Grund ein mehrjähriges Großprojekt für irgendwas zu beginnen. Man kann immer neue Lösungen schrittweise einführen und kontinuierlich verbessern.
Diese Vorgehensweise der kleinen Investitionen ist sogar sprichwörtlich. Man soll nicht alle Eier in denselben Korb tun.
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